3. EduMedia Tagung in Salzburg

Gestern angekommen im strahlenden Salzburg habe ich mich direkt dem Thema «E-Portfolio» gewidmet. Im Workshop «Interaktives E-Portfolio ExpertInnen-Forum: Gerüstet für qualitätsvolle E-Portfolioarbeit als offene/s Bildungsmethode/-werkzeug?» geht es (leider bisher wenig interaktiv) um verschiedene Aspekte von Portfolio.

Doris Carstensen versucht, die Parallelen der „Meta“-Iniative des EQF (European Quality Framework) und E-Portfolio aufzuzeigen. Beiden geht es um die Darstellung von Learning Outcomes, wenn auch auf unterschiedlichen Ebenen. Erforderlich ist hier vor allem Ãœbersetzungsarbeit.

Thomas Häcker von der PH Luzern spricht über seine Erfahrungen von Portfolioarbeit. Portfolios führen von der Leistungsfeststellung zur Leistungsdarstellung. In Portfolios steht die Kompetenz- statt der Defizitorientierung im Vordergrund, wichtig wird die Partizipation aller am Prozess der Leistungsdarstellung. Ein Portfolio stützt sich so auf drei Prozesse: Partizipation, Kommunikation und Transparenz.

Ein neues Thema, das bisher im (E)-Portfolio Bereich eher marginal behandelt wurde, behandelte
Veronika Hornung-Prähaus: «Qualität im E-Porfolio»
Der digitaler E-Portfolio Prozess braucht andere Qualitätsanforderungen als papierbasierte Portfolios. Hier fühle ich mich zurückversetzt an die vor Jahren aufkommenden Qualitätsdebatten im E-Learning Bereich. Nach einem Hype kommt allmählich die Frage nach der Qualität.
Immer wichtiger wird dabei die Qualität der E-Portfolios, die man nicht einfach unidirektional „herstellen“ kann.

Ein wichtiges (und bisher wenig beachtetes Thema) schnitt Nikolaus Forgo an. Ihm ging es vor allem um Grundrechte, denn Dokumente im Internet sind urheberrechtlich geschützt – das gilt auch für E-Portfolios. Hier verarbeitet man vor allem personenbezogene Daten, und die sind ein Grundrecht eines jeden eigenen. Und dies ist ein ganz heikles Thema.
Was ist z.B., wenn in einem Aufsatz, der in einem E-Portfolio veröffentlicht wird, sensible Daten stehen (z.B. polititsche Weltanschauung oder ähnliches).
Hierfür braucht man eine Einwilligung vom Schüler oder Studierenden! Man haftet persönlich (und nicht die Universität), entweder als Hafter oder als jemand, der dies ausdrücklich nicht verhindert hat. Dies gilt für Urheberrechte, Verletzung der Grundrechte, usw.

Wolf Hilzensauer gibt einen Blick auf die Software. Der heilige Gral der E-Portfolio ist: keine Erstellung von Datensilos. Wolf Hilzensauer beschreibt die Anforderungen an E-Porfolio anhand drei Phasen
1. Studieneingangsphase -> Sammeln und Präsentieren von Arbeiten in der Eingangsphase
2. Freies wissenschaftliches Arbeiten (Diplom- & Seminararbeiten, …) -> systematische Sammlung und Archivierung von Dokumenten
3. Studienausgangsphase
-> Darstellung von Kompetenzen
George Siemens hat verschiedene Level von E-Portfolio-Systemen unterschieden: Von Level 1: Social Software (Blogs, Wikis usw.) bis hin zu Level 5 (universitätsübergreifende HR-Systeme), diese Ebenen unterscheiden sich auch hinsichtlich des Fokuses von Unterstützung: von der Unterstützung der Lernenden bis hin zur Unterstützung der Organisation. Die Frage ist, wo man mit dem Einsatz eines E-Porfolios hinmöchte.

Nun zum (leider einzigen) interaktiven Teil, zur Podiumsdiskussion: Verantwortungskontexte: Wird ein Portfolio zur Beurteilung und Verwaltung von Leistung oder zum eigenen Lernen eingesetzt.
Aus dem Publikum kam der Hinweis, dass alle bisherigen Beiträge aus Institutionen heraus gestaltet wurden, so dass der Bereich des Offenen Lernens gar nicht angesprochen wurde.
Eine Änderung der Lernkultur ist nicht durch den Einsatz einer Software machbar, sondern es ist harte Arbeit, den Paradigmenwechsel auch zu leben (z.B. weg von einer Benotung). Ein einfacher Einsatz einer neuen Methode macht noch keine Änderung der Lernkultur. Viele Leute führen (E)-Porfolios ein, ohne sich den Veränderungen wirklich bewusst zu sein und scheitern dann daran (nicht nur die Lehrenden, sondern auch die Lernenden, die den Mehrwert nicht wirklich erkennen). Es geht nicht so sehr um den Einsatz einer neuen Methode oder Technologie, sondern um dialogische Didaktik, gehaltvolle Leistungsrückmeldung, partizipative Prozesse, usw. (Häcker). Hier kommt es immer wieder zur Glaubwürdigkeitsfrage der Institution: wie partizipativ ist man denn eigentlich? Wie fördere ich die Kompetenzen auf Seiten der Studierenden, usw.Oder schreibt man es sich das nur auf die Fahnen, um auf dem Mainstream neuer Technologien und Tools mitzuschwimmen?

Ãœbrigens: es gibt mehrere Podcasts der Tagung (auch mich hat es mal auf der anderen Seite, nämlich der Interviewten erwischt). Sobald ich mehr weiss, kommt der Link 😉