Kritisches Denken ist lernbar

So ganz lässt mich das kritische Denken nicht los. Heute habe ich folgende Aufstellung gefunden:

Acht Prinzipien zur Gestaltung fachspezifischer Lehrveranstaltungen, die kritischen Denkens fördern. Nach Kurfiss (1988), zitiert nach John C. Bean (1996, S. 4) Übersetzung und Quelle

  • Kritisches Denken ist eine lernbare Fähigkeit; der/die Lehrende und die Mitlernenden sind Ressourcen für die Entwicklung kritischen Denkens.
  • Probleme, Fragen oder kritische Punkte sind die Einfallstore in das Thema und eine Quelle der Motivation für eine anhaltende Beschäftigung mit ihm.
  • Erfolgreiche Lehrveranstaltungen sorgen für eine Balance zwischen Herausforderungen zum kritischen Denken und maßgeschneiderter Unterstützung für die intellektuelle Entwicklung der Studierenden.
  • Lehrveranstaltungen sind eher aufgabenzentriert als text- oder vortragszentriert. Ziele, Methoden und Evaluation betonen den Umgang mit Inhalten statt nur deren lernende Aneignung.
  • Studierende werden durch Schreiben oder andere angemessene Modalitäten gehalten ihre Ideen zu formulieren und zu rechtfertigen.
  • Studierende arbeiten zusammen, um zu lernen und um ihr Denken zu erweitern, z.B. in kooperativem Problemlösen und Kleingruppenarbeit.
  • Verschiedene Veranstaltungen, besonders solche, die Problemlösefähigkeiten vermitteln, fördern auch metakognitive Kompetenzen der Studierenden.
  • Die Entwicklungsbedürfnisse von Studierenden werden berücksichtigt und als Information im Veranstaltungsdesign verwendet. Die Lehrenden machen die warteten Standards transparent und helfen den Studierenden dabei zu lernen, wie man sie erfüllt.

Dabei ist es sinnvoll, auch Elemente aus der Schreibdidaktik in den Lernprozess einzubeziehen. Folgende Vorteile können durch schreibendes Lernen belegt werden (ebd.)

  • Schreiben veräussert das Denken
  • Das Produkt, das auf dem Papier steht, entlastet das Gedächtnis, erlaubt, mehr Elemente einzubeziehen
  • Die langsame Verfertigung der Gedanken beim Schreiben
  • Möglichkeit zur Korrektur/ Bewertung des eigenen Denkens
  • Knowledge-producing statt knowledge-telling
  • Metakognitive Fähigkeiten: Nachdenken über das eigene Denken
  • Schreiben ist ein Fenster, das hilft, in den Denkprozess hinein zu schauen
  • Schreiben erlaubt, den Denkprozess zu verlangsamen und mehr Elemente in die Kalkulation einzubeziehen
  • Schreiben erlaubt interaktives Denken: Nachdenken über die (niedergeschriebenen) Zwischenprodukte des eigenen Denkens
  • Schreiben hat heuristische und hermeneutische Qualitäten: Es ist ein Prozess, indem wir durch Verwendung von Sprache Wissen oder Erkenntnis produzieren.

Da denkt man doch direkt an das Schreiben von Weblogs, was ich eigentlich untersuchen wollte. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob man dieses den Studierenden einfach so «aufzwingen» kann. Muss diese Reflexion nicht aus einem positiven Grundverständnis heraus geschehen?  Die Frage ist, wie man den Spagat schafft zwischen äusserem Zwang und dem Wecken eines inneren «Feuers» – aber das ist ja schon immer ein Problem der Pädagogik gewesen 😉