Qualitätsentwicklung

Interessanter Beitrag von Ehlers, U-D.(2006). Bildungsrelevante Qualitätsentwicklung. Qualitätskompetenz als Grundlage für Partizipation im Qualitätsprozess. In: Sindler, A.; Bremer, C.; Dittler, U.; Hennecke, P.; Sengstag, C.; Wedekind, J. (Hrsg.) Qualitätssicherung im E-Learning, S. 33-54abstract:

Der Beitrag stellt das Konzet bildungsrelevanter Qualitätsentwicklung vor. Sie zielt auf die Verbesserung pädagogischer Handlungszusammenhänge – und damit vor allem auf eine Professionalisierung des Aushandlungsprozesses zwischen Lernenden udn Lernarrangements ab. Qualitätsstrategien für E-Learning – so die These – müssen in diesem Bereich wirksam sein. D.h. dass die handelnden Akteure in einen Lernprozess eintreten, in dessen Verlauf sie sich mit den neuen oder veränderten Werten und handlungsrelevanten Mustern eines neuen Qualitätsverständnisses auseinandersetzen. Insgesamt werden drei Komponenten eingeführt: 1) Partizipations- und Aushandlungsprozesse, die Lernende und andere Stakeholder an der Qualitätsentwicklung beteiligen2) ein Rahmenmodell, das Qualitätsentwicklung in vier Schritte unterteilt und zeigt, an welchen Stellen Partizipations- und Aushandlungsprozesse auftreten und 3) die Ausarbeitung des Konzeptes der Qualitätskompetenz, welches Kompetenzen umfasst, die im partizipativen Qualitäsentwicklungsprozess notwendig sind.

Thesen

1) Qualitätsentwicklung erzielt nur einen Effekt, wenn auch der Bildungsprozess der Lernenden in den Blick genommen wird2) Qualität entsteht aus einer Ko-Produktion zwischen Lenenden und Lernarrangement3) Qualitätsentwicklung muss auf eine Professionalisierung und Beteiligung relevanter Stakeholder abzielen (S. 34)

Qualität bisher vor allem "Effektivitätsvergleiche" (No-Significant-Different-Phenomenon)Problem: komplexes Wirkungsgefüge, Lerntheorie nicht mediales Merkmal macht den Unterschied

"Immer mehr setzt sich die Erkenntnis durch, dass Lernmedien nicht eine Lernqualität per se zugeschrieben werden kann, sondern dass diese erst im Prozess des Lernens entsteht und vom Lerner und von der Lernerin mit bestimmt wird" (S. 38)

"Qualität entsteht demnach in Interaktion von Lernenden und Lernarrangement (vg. Fendt, 2000, S. 69) und ist damit ein Aushandlungsprozess" (S. 39)

in diesem Aushandlungsprozess müssen vier Faktoren konkretisiert werden1. Wer? Die an der Aushandlung teilnehmenden Stakeholder2. Was? Das Objekt der Aushandlung3. Was? Die Werte und Normen in Bezug auf Qualität4. Wie? Methode der AushandlungQualitätskompetenz-ModellDimension 1. Wissen über Qualität (= reine Wissen über Möglichkeiten zur Qualitätsentwicklung)Dimension 2: Erfahrungen mit dem Einsatz von Qualitätsstrategien und QualitätsinstrumentenDimension 3. Qualitätsgestaltung und -innovationsfähigkeit (Modifikation des Wissens)Dimension 4: Qualitätsanalyseangelehnt an das Modell von Baacke zur Medienkompetenz

ZusammenfassungS. 50: Eine direkte Einflussnahme auf das Ergeb nis des oödagogischen Prozesses können QMSysteme im Bildungsbereich daher nicht haben. Sie müssen vielmehr auf eine Professionalisierung der am Bildungsprozess beteiligten Akteure- der Lernenden, der LEhrenden und auch der anderen organisationalen Akteure – abzielen."

Reflexion: Ehlers schildert klar die Notwendigkeit der Integration von Stakeholdern in den Evaluationsprozess. Wichtig ist m.E., dass Studierende partizipativ an Evaluationsmassnahmen beteiligt werden und nicht nur als "Datenlieferer" gesehen werden. Dass dieses Konzept schwierig und langwieriger umzusetzen ist als bisherige Konzepte, ist klar. Die gemeinsame Aushandlung von Zielen, Werten und Normen ist nicht einfa
ch, aber dringend notwendig.