Tagung «Lehren und Lernen nach Bologna»

Die erste Keynote der Tagung «Lehren und Lernen nach Bologna» bestritt Mien Segers von der University of Leiden. Sie hielt die Keynote zum Thema «Relation between assessment and learning» und beschäftigte sich mit dem Zusammenhang zwischen Prüfungen Lernen und Assessment. Wie wirken sich Assessments auf den Lernprozess aus? Wie verändert sich Lernverhalten durch das Implementieren neuer Prüfungsformen?
Dieser Vortrag war auch interessant in Bezug auf die E-Assessmentbewegung.

Zusammenfassend kann man sagen: «Just changing mode of assessment does not automaticly change the learning process», wichtig sind hier vor allem personal beliefs der Studierenden über bisherige Prüfungen und Prüfungsformen:

Personal history plays a role
• Intentional leanring strategie
• Personal belief on assessment

, die Studierende schon aus der Schulzeit mitbringen.
Studierende haben aus ihrer Erfahrung heraus verschiedene Vorstellungen, wie Prüfungen auszusehen haben. Und aus diesen heraus lernen sie und verhalten sie sich in einer Prüfung. Es ist also nicht damit getan, jetzt im Gegensatz zu knowledge centered Prüfungen neue Formen der kompetenzbasierten Prüfungen einzuführen, sondern gleichzeitig muss man auch die Vorerfahrung der Studierenden (und Dozierenden) zu ändern zu versuchen, ansonsten ist eine Einführung neuer Prüfung nicht wirklich zu einem veränderten Prüfungsverhalten bzw. einem besseren und tieferem Lernen führt.
Folgende Punkte sind dabei besonders wichtig:

• Give students/teachers time and opportunities to practice and have positiv experiences (damit es nicht zu einem Rückfall in alte Muster kommt)
• Talk to students and observe them in order to gain insight in how studetn deal with the assessment
• Practice in order to fin-tune learning and assessment practice
• organize enough and on-time feedback an give students opportunities to wirk with the suggestions they have recieved. (feedback is more than marks)
• Make the assessment a learning activity by giving them challanging assessment tasks and making the assessment process transparent

(vgl. E-Assessment von Prof. Pospischil: Studierende müssen die Möglichkeit haben, auch Prüfungen ausprobieren zu können). Aber die wichtigste Aussage für mich: «students need time to make mistakes», nicht nur das Abarbeiten der Prüfung oder das Überspringen von Prüfungshürden. Dies kann geschehen, indem Studierende schon während des Semesters die Möglichkeit haben, Entwürfe an Dozierende zu senden. Was es braucht, ist: Fehlerkultur!

Von einem spannenden Projekt berichtete Ute Woschnak vom Didaktikzentrum der ETH. Sie haben letztes Semester nicht nur die Lehre evaluiert, sondern gesondert auch die Prüfungen (insgesamt 22). 383 Studierende erhielten nach Ihrer Prüfung einen Fragebogen, der verschiedene Aspekte (Fairness, Schwierigkeit, angemessene Prüfung, Transparenz, Reliabilität, Validität und Objektivität, usw.) der Prüfung beurteilen sollte. Faszinierenderweise erhielten sie eine Rücklaufquote von 62% bei Onlinefragebögen. Das zeigt, dass es wirklich ein Bedürfnis der Studierenden gibt, die Prüfungen zu bewerten. Auch die offene Kommentarfunktion wurde rege genutzt. Jede/r Dozierende erhielt dann eine Auswertung über die Evaluation der Prüfungen, wie sie es von den Lehrveranstaltungen gewohnt sind.

Der Rest der Tagung stand für mich ganz im Thema «Schlüsselqualifikationen».

Dietmar Chur stellte das Heidelberger Modell zur Vermittlung von Schlüsselkompetenzen dar. Obwohl ich die Förderung von ausserwissenschaftlichen Qualifikationen an der Hochschule eher kritisch sehe, ist der Weg der kooperativen Vermittlung von überfachlichen Kompetenzen ein interessanter Ansatz:
Zum ersten gibt es eine spezielle Verantwortung im Fachbereich: ihm obliegt die Gesamtverantwortung, Organisation, Kursleiter, Ressourcen, fachspezifische Konkretisierung.
Unterstützung erhalten die Fachbereiche dann durch ein Kompetenzzentrum mit Kurskonzepte, didaktische Materialien, Kursleiterschulung, Evaluation. Darüber lohnt es sich nachzudenken.

Alle anderen Vorträge, die ich besucht habe sind nicht unbedingt erwähnenswert 🙁
Bin gespannt, wie es morgen weitergeht 🙂

update 10.03.07: Die Folien zur ersten Keynote sind hier zu finden.