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Interessant, Mandy. Für das Jahr 2023 habe ich Folgendes gelesen: „Schools reach an enrollment crisis when shifts in demographics and an increase in competition from non-formal and informal modes of education begin diverting pupils from formal educational organizations. The nation is shocked when the New York City Department of Education announces it is closing down 80% of its schools.”

Inwiefern siehst du bereits heute die Entwicklung Richtung „nonformal and informal modes of education“? Welche Erfahrungen hast du gemacht?

Lieber Frank
In Absprache mit Mandy antworte ich mal – vielleicht wird sich Mandy aber auch noch zu Wort melden.
Zunächst erstmal danke, dass Du mich auf diese Prognose aufmerksam gemacht hast. In der Tat halte ich eine zunehmende Orientierung des Lernens auf den informellen Bereich für möglich und auch wahrscheinlich. In den letzten 100 Jahren gab es immer wieder wechselnde Orientierungen vom formellen zum informellen. Vor allem zur Zeit der Reformpädagogik zu Beginn des 20. Jahrhunderts als auch in den 70er Jahren gab es zumindest im europäischen Raum starke Tendenzen hin zu einem stärker informell-erfahrungsgeleitetem Lernen. Dies sind natürlich immer auch regionale Entwicklungen, die in Ländern oder Regionen mit weniger stark ausgeprägtem formalen Schul- oder Berufsausbildungssystem nicht so zu beobachten sind.
Für eine stärkere Ausrichtung auf das informelle Lernen im europäischen Raum sprechen zum einen bildungspolitische Bestrebungen auf der EU-Ebene. Die Auseinandersetzung mit den Motiven ist auf dieser Ebene genauso interessant wie im betrieblichen Bereich (siehe auch http://bildungsforschung.org/Archiv/2009-01 ). Besonders deutlich sind für mich diese Tendenzen in Skandinavien und Grossbritannien.
In Amerika beobachte ich eher einen unreflektierten Hype, eine breite und fundierte Auseinandersetzung gibt es allenfalls im Bereich der beruflichen Weiterbildung. In Kanada hingegen sieht die Situation wieder anders aus. Dort gibt es gute Forschung auch auch interessante Beispiele für die Verbindung formellen und informellen Lernens im Bildungsbereich. Von daher würde ich mich zu der Hypothese hinreissen lassen, dass die oben erwähnte Prognose – wenn auch nicht in dem Ausmass – eintreffen könnte und auch im europäischen Raum eine stärkere Orientierung auf das informelle Lernen zu erwarten ist. Die Voraussetzungen dafür sind doch sehr unterschiedlich, so dass ich bei der Bewertung dieser Entwicklungen in den USA und Europa, Kanada … zu anderen Einschätzungen kommen würde. Frag mich aber am Besten in 10 Jahren noch mal 🙂

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Vielen Dank, Matthias, für die Informationen, die sehr hilfreich sind.

Matthias, was würde passieren, wenn, z.B. in Zürich, einige Schulen in 4 Monaten schließen? Welche Maßnahmen würdest du vorschlagen um Bildung zu machen, wenn Bildung nicht in einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit stattfindet?

Es wäre toll, wenn du z.B. 5 ganz konkrete Maßnahmen nennen könntest – sehr gern mit Beispielen.

Ich danke dir im Voraus vielmals.

Schulen zu schliessen würde ich keine gute Idee finden. Es sollte darum gehen darüber nachzudenken, welche Aufgaben Schulen und andere Bildungseinrichtungen (resp. Lehrkräfte) übernehmen sollen bzw. müssten, um informelles Lernen zu fördern bzw. mit formellen Lernen zu verbinden. Wenn Du mich diesbezüglich nach fünf Massnahmen fragst, würde ich z.B. folgendes Vorschlagen (Reihenfolge impiziert keine Wertigkeit):
1. Sensibilisierung von Lehrenden und Lernenden für die Potentiale informellen Lernens und Lernmöglichkeiten ausserhalb formaler Bildung.
2. Qualifizierung von Lehrenden zur Begleitung informellen Lernens und Verbindung formellen und informellen Lernens.
3. Anpassung der Prüfungen in der Art, dass auch informelles Lernen bzw. informell erworbene Kompetenzen von Bedeutung sind.
4. Lernende müssen befähigt werden, ihre Lernerfahrungen zu reflektieren und bewusst auch Lernmöglichkeiten ausserhalb formaler Lernsettings zu suchen.
5. Verbesserung von Methoden und Instrumenten (auch Anwendungen) zur Unterstützung oben genannter Punkte.

Danke vielmals für die Inputs, Matthias.

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