Vortrag | Sozialkompetenzen zwischen Praxis-Programmatik und Forschungsprogramm

Dieter Euler zeigte in seinem Vortrag «Sozialkompetenzen zwischen Praxis-Programmatik und Forschungsprogramm», dass Sozialkompetenzen sehr unterschiedliche Kompetenzen beinhalten. Er plädiert dazu, sich von dem «Schrotschuss-Begriff» zu lösen. Sozialkompetenz kann man aus unterschiedlichen Perspektiven heraus begründen: zum einen aus einer normativen Perspektive, indem man Sozialkompetenzen benötigt, um einen Gegentrend zur herrschenden Tendenz der Individualisierung in der Gesellschaft zu setzen. Aus einer funktionalen Perspektive heraus kann man für die Vermittlung von Sozialkompetenzen plädieren, um später im Beruf erfolgreich handeln zu können. Expertise hat nicht nur mit Fachwissen zu tun, sondern auch mit überfachlichen Kompetenzen. Ein dritter Begründungsstrang folgt aus einer anthropologischen Perspektive heraus, Sozialkompetenzen sind ein unverzichtbarer Teil der Persönlichkeitsentwicklung des Menschen.

Er fokussierte im Folgenden Sozialkompetenzen vor allem auf soziale Interaktionen, die im Gegensatz zu Kommunikation wechselseitig und dynamisch sind. Wichtig ist, dass Kompetenzen sowohl Wissen und Fertigkeiten als auch Einstellungen wie Werte und Ziele beinhalten. Gerade die Einstellungen werden in den meisten Programmen zur Förderung von Sozialkompetenzen vernachlässigt. Bei der Entwicklung von Programmen zur Förderung von Sozialkompetenz sollten folgende Fragen beantwortet werden: „Für welche Situation sollen die zu lernenden Kompetenzen erworben werden?“ und „Welche Werte stehen dahinter?“

Am Schluss stellte Herr Euler noch Forschungsprojekte vor, die an seinem Institut zum Thema Sozialkompetenzen durchgeführt wurden. Besonders spannend ist das Projekt zur Messung von Sozialkompetenzen: Hier wurden Instrumente für die Situation «Konfliktgespräche führen» (Testmanual) und «in schulischen Gruppen arbeiten» (Testmanual) erarbeitet. Mehr Informationen gibt es auf der Homepage zum Projekt.