Werkstattbericht – Forschungswerkstatt Empirische Bildungsforschung

Gestern und vorgestern war ich zu Gast bei der Forschungswerkstatt von Peter Baumgartner in Wien. Thema der zweiten Forschungswerkstatt war „Empirische Zugänge in der Bildungsforschung“ und wurde organsisiert von Peter Baumgartner und Gabi Reinmann. Leider wurde Gabi krank und konnte nicht dabei sein (an dieser Stelle nochmals gute Besserung). Getroffen hat sich wie in der Vorstellung bereits treffend gesagt wurde der „Augsburger Clan“ mit der „Kremser Gang“ ;-). Und ich muss sagen, die Clans haben sich gut gemischt und es entstand eine richtige Werkstattatmosphäre – wir haben wirklich alle zusammen an einem Thema intensiv gearbeitet. Doch dazu später mehr. Erst einmal zum Inhalt: Ziel war es

Ziel der Veranstaltung ist es, dass sich die Teilnehmer/innen mit dem komplexen Thema der Bildungsforschung auf der wissenschaftstheoretischen und methodologischen Ebene auseinandersetzen und der Frage nachgehen, welche wissenschaftlichen Forschungssettings und -methoden, aber auch Ziele speziell für die interdisziplinär ausgerichtete E-Learning-Forschung sowohl adäquat als auch zukunftsweisend sind.

Dies war das Ziel, jedoch haben wir  (noch) nicht auf allen Ebenen erreicht. Am Freitag haben wir uns sehr intensiv vor allem mit Forschungsmethoden und -designs auseinandergesetzt. Gerade dieser Zusammenhang bzw. korrekterweise dieser Unterschied zwischen Design und Methode wurde mir und anderen im Rahmen der Diskussion erst klar, denn es ist nicht die Frage der Methode, sondern das Forschungsdesign, das bei der Fokussierung auf quasiexperimentelle Forschung in der Bildungsforschung im Moment  problematisch ist. Spannend war der Gedanke, den Klaus in die Diskussion geworfen hat, indem er auf die Entwicklung der modernen Physik nachzeichnete: von den Experimenten kam dann nach und nach die theoretische Physik durch. Gibt es hier evtl. Parallelen zur Bildungsforschung? Unserer Gruppe gelang es eine Landkarte von Forschungsmethoden zu zeichnen, auch wenn wir immer wieder feststellen, dass vieles noch nicht ganz trennscharf ist und war. Hier dennoch zur Diskussion hier unsere Karte:

empBildungsforschung - Concept Map(zum Vergrössern anklicken).

Was uns auffiel: Empirische Bildungsforschung im Forschungsdesign benötigt auch als Ziel so etwas wie eine Innovations- und Entwicklungsforschung – verbunden mit der Frage, welche Methoden benutzt werden. Am zweiten Tag kamen wir an einigen Stellen darauf wieder zurück.

Somit haben wir am ersten Tag uns vor allem daran orientiert und diskutiert – und um die Frage, was eigentlich im Studium vermittelt wird: über mangelnde Vermittlung von wiss. Schreiben und der Fokussierung auf Lehren und Lernen von Anwendung von Methoden (statt Untersuchungsdesigns). Doch das waren nur Randdiskussionen.

Am zweiten Tag wurde es dann praktischer: wir haben in Gruppen verschiedene Designs für eine Netbook-Studie entwickelt. Und wie Peter Baumgartner so schön anmerkte: „Gar nicht so einfach: Untersuchungdesigns zu entwickeln, die nicht auf Vergleichsforschungen rekurrieren“ – immer wieder kamen wir auch auf vergleichende Fragestellungen. Dennoch entwickelte unsere Gruppe eine spannende Methode, mit twitter Daten zum Lifestyle der Jugendlichen zu erhalten. Alle Gruppen haben spannende Designs entworfen, die nun noch dokumentiert werden. Auffallend war aber: Unsere Beispiele integrieren alle irgendwie Formen von Cultural Studies – vielleicht ein neuer Trend in der Bildungsforschung?

Ein Fazit fällt mir nun gar nicht so einfach: Zum einen haben wir es wir es leider nicht mehr geschafft, vom Beispiel zu abstrahieren und auf einer anderen Ebene auch die Fragen und Ergebnisse einzuordnen. Weiterhin gefehlt hat mir vor allem auch die wissenschaftstheoretische, methodologische Ebene – dies wurde leider nur am Rand thematisiert – und ich merkte für mich, da hätte ich gerne mit der Gruppe weiterdiskutiert. Zum anderen sind wir inhaltlich nicht so weit gekommen, wie ich es mir erhofft habe: Was sind denn nun genau Besonderheiten von Forschungsmethoden und -designs bzw. Empirie im Bereich der emp. Bildungsforschung? So heisst es nun für jeden einzelnen Teilnehmer: dranbleiben und weiter arbeiten.

Aber es war auf jeden Fall sehr spannend, mit so viel unterschiedlichen Personen an einem Thema wieder einmal vertiefend zu diskutieren und somit unterschiedliche Blickwinkel auf das Thema zu erhalten. Ich war auf jeden Fall sehr froh, nach Wien gereist zu sein. Herzlichen Dank auch nochmals an alle Organisatoren und Teilnehmenden.